Dienstag, 24. November 2015

Es war einmal vor dem Krebs...

Nun ist beinahe das erste Jahr vergangen an dem ich ohne Mr.Hodgkin lebe. Gestern Abend träumte ich so vor mich hin und ich stellte mir die Frage wie war es vor IHM, vor dem Krebs. Wer war ich da? Was wollte ich vom Leben? Was ist jetzt anders? Was mache ich mit und aus meinem "neuen" Leben? Derzeit lebe ich nur von einer Krebsnachsorge zur anderen und hoffe zwischendrin, dass keine neuen Diagnosen hinzukommen. Was mir ja auch mehr oder weniger ganz gut gelingt. Sollte ich dann nicht einfach glücklich sein, dass ich jetzt krebsfrei bin? Dankbar für dieses Geschenk? Ich gebe zu- die Theorie ist auch in diesem Falle einfacher als die Praxis.Wie macht man das denn genau mit der Dankbarkeit? Gibt es dafür ein Handbuch? Und wie erkläre ich das meinen Zellen, die noch immer mit der Regeneration beschäftigt sind? Ich befinde mich in einem Konflikt zwischen mir und meiner Umwelt, die diverse Erwartungen an mich heran trägt und denen ich größtenteils nicht gerecht werde. Ich habe Probleme mich einzuordnen. Derzeit vereine ich alle Widersprüche. Einerseits bin ich jung und habe Erfahrungen gesammelt, die manche nicht in 99Jahren sammeln (Gott sei Dank-ich wünsche es keinem), ergo-ich besitze auf einer Seite enorme Stärke, fühle mich allerdings auf der anderen Seite wie ein zerbrechliches Pflänzchen. Jede Überanstrengung wirft mich wieder zu Boden und ich benötige enorme Kraft um mich dann wieder aufzurichten.
 Auf die Frage wie es mir geht,weiß ich momentan auch nicht wirklich zu antworten. Ist auch eigentlich nichts Schlimmes, aber ich würde gerne mal wieder sagen, dass es mir gut geht und dass es dann auch wirklich so ist.
Manchmal glaube ich, dass ich mich in diesem schwarzen Dunst verliere und dieser Nebel einfach die Jule verschwinden lässt, die sie mal vor dem Mr.Hodgkin-Befall war, aber dann wird mir wieder klar, sobald ein Lichtstrahl es geschafft hat durch die Dunkelheit zu dringen- die alte Jule gibt es noch, aber die muss manchmal so stark sein, dass es mir nicht leicht fällt zu glauben, dass ICH selbst diejenige bin, die es immer wieder schafft den Lichtstrahl einzufangen. Dass ich noch die Jule bin, die es vor dem Krebs schon gab, nur ohne Masken, die bisher den Anschein erweckten, dass"immer alles gut" ist. Das macht mich verletzbarer, aber das bin ICH nun mal- mit Ecken und Kanten.







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