Donnerstag, 17. September 2015

Herzrasen

 
...ich krieg das schon wieder unter Kontrolle!

Seit einiger Zeit merke ich wie schwerfällig mein Bewegungsverhalten beim Treppensteigen ist und wie mir die Puste wegbleibt, wenn ich in die Pedalen meines Drahtesels trete. Nur nach kurzer Zeit bin ich völlig außer Atem und schwitze als würde ich das 40- kg -Wollknäuel des kürzlich entdeckten Merino- Schafes, welches seit fünf  (oder sechs?) Jahren nicht geschoren wurde, mit mir herumschleppen. Ich bin ein sehr selbstkritischer Mensch und mein erster Gedanke war natürlich, dass dies am eigens versaubeutelten Konditionsmangel liegen müsste. Normalerweise würde ich dieses Problem wie üblich mit regelmäßigem Joggen wieder gerade biegen. Doch es ist wie immer etwas komplizierter.  Es kommt nämlich hinzu, dass mein Herz bei minimaler Belastung, Pulswerte erreicht, die jenseits von Gut und Böse liegen. Doch nicht nur das- ich laufe mit einem stetigen Ruhepuls zwischen 90 und 130 durch die Gegend. Ich fühle mich als fände sekündlich eine Reaktor- Explosion in meinem Brustkorb statt. Ich habe übergangsweise sogenannte Betablocker verschrieben bekommen, die den Reaktor unter Kontrolle halten sollen. Doch möchte ich mich nicht erneut von Medikamenten abhängig machen. Als Übergangslösung nehme ich nun erstmal ein homöopathisches Mittelchen. Das hilft ganz gut.
Optimal wäre für mich ein Ausdauertraining, das perspektivisch alles wieder ins Lot bringt. Dafür bräuchte ich allerdings eine Herzsportgruppe oder etwas in der Art, weil die Belastung an meine Speedy- Gonzales- Herzfrequenz angepasst werden muss. Wenn das Herz nämlich einfach so in seinem Tempo rast, werden die Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt und am Ende entsteht noch zusätzlicher Schaden.

Heute habe ich mich auf den Weg in ein Gesundheitszentrum begeben um mich dort gezielt zu den Sportangeboten zu informieren. Der Arzt nahm sich sehr viel Zeit für mich, reduzierte meine Beschwerden allerdings ausschließlich auf die Psyche, da im Blutbild kein Anzeichen für eine Herzerkrankung sichtbar wäre. Er warf nur einen kurzen Blick in meine Befunde und redete dann auf mich ein, dass ich nach der Ursache für mein Herzrasen suchen müsse. Krebs und kardiologische Erkrankungen würden angeblich nur die Psyche verursacht werden. Also könne ich genauso gut in ein Fitnessstudio gehen, seiner Meinung nach. Ich müsse nur mein psychisches Problem in Angriff nehmen. Ich war überrascht, dass er nach einem ersten Gespräch meine seelische Verfassung dermaßen ausführlich beurteilen konnte und in kurzer Zeit mehr über mich zu wissen schien als meine Psychologin, die mich seit Beginn meiner Erkrankung begleitete. In mir kochte es! Ich wollte lediglich ein Beratungsgespräch und keine neuen Interpretationen meiner Biographie.

Aus eigener Erfahrung weiß ich sehr gut, dass die Seele den Körper wirklich stark beeinflussen kann, doch wenn ich mir als Patient solche Wald- und Wiesen- Theorien anhören muss, dann frage ich mich, ob ich demnächst wohl doch eher einen Termin zum Kartenlegen vereinbare oder ob ich darauf warte, dass mir bei Facebook demnächst Werbeanzeigen für Herzsportgruppen in meiner Region eingeblendet werden. Da kann ich mich wenigstens darauf verlassen, dass meine Daten gründlich studiert werden.
Nun ja, nächste Woche habe ich nochmal einen Termin bei meiner Onkologin. Dort weiß ich mich in guten Händen.
Es hilft ja alles nix. Ich finde schon noch das Passende. Für Tipps bin ich jederzeit offen und dankbar :)

Euer Schäfchen


1 Kommentar:

  1. Mal so von außen betrachtet: Das Schaf verwendet viel Kraft darauf, um mit der ganzen Wolle klarzukommen. Und wenn dann einer kommt und die ganz schnell abschert, stehts erst einmal da und friert und guckt komisch vor sich hin. Auch, wenn der Scherer dem Schaf geholfen hat, wird dies das vielleicht erstmal anders sehen und sauer auf den Scherer sein. Lange Rede, kurzer Sinn: Du hast dem Mann zwischen Deinen Zeilen recht gegeben (zumindest liest es sich so), määääckerst aber dann aber auf ihn.

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