Freitag, 17. Juli 2015

Auch das dickste Schafsfell braucht einmal Perwoll

Ich war 14 Wochen in einer psychiatrischen Tagesklinik. Daraus mache ich kein Geheimnis. Wer eine Krebserkrankung hinter sich hat, ist hinterher auch seelisch verwundet. Ich bin der Meinung, wer von sich behauptet, dass seine Seele keinen Schaden von den Therapien genommen hat, der macht sich selbst und anderen etwas vor. Davon bin ich überzeugt. 
Psychotherapeutische Hilfe wird häufig abgelehnt, da damit oftmals Schwäche verbunden wird. Sätze wie: ,,Was denken denn die anderen, wenn ich zum "Seelenklempner" gehe?", ,,Früher mussten wir auch ohne Psychotherapie unser Leben meistern.", oder auch, ,,Da muss man sich eben mal zusammenreißen.", sind schlichtweg unter geistigem Dünnschiss zu verbuchen, aber leider noch in vielen Köpfen allgegenwärtig. Angst vor Ablehnung und Stigmatisierung spielen eine Rolle. Zudem ist es oftmals leichter die schmerzhaften Gefühle zu verdrängen, anstatt sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Doch mit verdrängten Emotionen verhält es sich ähnlich wie mit einem Ball, den man krampfhaft versucht unter Wasser zu halten... irgendwann kommen sie wieder an die Oberfläche und zwar mit voller Wucht. 
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es sich lohnt professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Es tat mir gut meine Last nicht allein zu tragen. Außerdem habe ich gelernt meine Gefühle besser einzuordnen. Auch, mir schlicht weg, etwas von der Seele zu reden, hilft mir bei meiner Krankheitsverarbeitung. Es muss ja nicht gleich ein Klinikaufenthalt sein, auch eine ambulante Psychotherapie ist sinnvoll. Gerade für Krebspatienten gibt es speziell ausgebildete Psychoonkologen.


"Menschen glauben, dass sie normal sind, weil sie alle das gleiche machen. 
Menschen, die anders sind, gelten leicht als verrückt."

Paulo  Coelho 


Da heute mein letzter Therapietag war, möchte ich nun noch etwas persönlicher von meinen Eindrücken, die ich aus der Tagesklinik mitnehme, berichten. 
Ich blicke auf eine emotionale Zeit zurück, die mich unglaublich geprägt hat. Als sprichwörtlich, kleines Häufchen Elend, kam ich in die Klinik und ich gehe, als stolze Frau mit neuem Mut im Herzen. 
Ich habe Menschen getroffen, denen schwere Schicksalsschläge widerfahren sind und die es nicht verdienen, von der Gesellschaft für ihre seelische Erkrankung belächelt zu werden. 
Die meisten meiner Mitpatienten sind starke Persönlichkeiten mit enormer innerer Stärke und einem großen, tapferen Herzen, denen das Leben einfach übel mitgespielt hat. Sie sind die wahren Helden unserer Gesellschaft, da sie ihr Problem anpacken und Mut zur Veränderung haben. Sie lassen sich nicht von ihrer Vergangenheit unterkriegen, sondern kämpfen für ein glücklicheres Leben und arbeiten hart an sich.
Initiative, anstelle von Selbstmitleid, das ist ihre Devise. Verrückt sind nicht die Menschen, deren Seele, Unfassbares zugemutet wurde, sondern die Welt, die häufig nur wenig Platz hat für Gefühlsmenschen und Andersdenkende. 
Ich habe Zuwendung und Mitgefühl erfahren, obwohl jeder von meinen Leidensgenossen selbst genügend mit sich herumzuschleppen hat. Ich habe mit und von ihnen gelernt. 

Ich danke euch von ganzem Herzen, Ihr Lieben! 
Lasst Euch nicht unterkriegen...seid frech und wild und wunderbar :)

Nochmals DANKE für dieses wundervolle Abschiedsgeschenk, meine liebe K.K.!!!! 
Du fehlst mir jetzt schon unglaublich.

Auch meinem kleinen Rapunzel liebsten Dank für das selbstgenähte süße schwarze Schaf :)

Alles, was Schaf liebt :) * Mäh in black *

Schwarzes Schaf im Teigmantel







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